Forschung zu Gehirn und Zwangsstörungen
HirnforscherInnen (oder NeurowissenschaftlerInnen) wenden bei ihrer Erforschung des Gehirns unterschiedliche Methoden und Mittel an. Manche untersuchen einzelne Gene oder Gehirnzellen im Labor. Andere studieren das gesamte, lebende, menschliche Gehirn mithilfe großer Maschinen wie MRT-Scanner, die Bilder des Gehirns erzeugen.
Jede dieser Methoden hat ihre Vor- und Nachteile. Anhand von Tierversuchen konnten WissenschaftlerInnen beispielsweise untersuchen, wie Veränderungen spezifischer Gene das Verhalten beeinflussen. Die Forschung am Menschen, die sich mit Verhalten und der Funktionsweise des Gehirns befasst, hat es WissenschaftlerInnen ermöglicht, zu untersuchen, wie verschiedene Bereiche des menschlichen Gehirns kommunizieren und zusammenarbeiten, um unterschiedliche bestimmte Verhaltensweisen und Erkenntnisse zu erzeugen. Die Zusammenführung von Methoden und Erkenntnissen aus all diesen Forschungsgebieten hilft uns, besser zu verstehen, was im Gehirn passiert, besonders bei Personen mit Zwangsstörungen. Wir gehen hier vor allem auf die Forschung am Menschen ein – dies ist das Fachgebiet des Forschungsteams, das diese Webseite mitgestaltet hat. Zudem sind es Verfahren, denen Betroffene mit Zwangsstörungen am wahrscheinlichsten begegnen werden, falls sie sich entschließen, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen.
Erforschung des Verhaltens
WissenschaftlerInnen, die sich damit befassen, wie Menschen denken und handeln, betrachten die Hirnfunktion oft anhand von Aufgaben oder Spielen. Ein Beispiel ist die Brain Explorer App. Diese Aufgaben bieten Einblicke in die Abläufe des Gehirns, und WissenschaftlerInnen können dadurch besser verstehen, wie Menschen in unterschiedlichen Situationen Entscheidungen treffen. Fragebögen oder Interviews helfen ebenfalls, Informationen über das Denken und Verhalten zu sammeln. So entsteht ein klareres Gesamtbild von den diversen Faktoren, die möglicherweise mit individuellen Schwierigkeiten, Veränderungen der psychischen Gesundheit oder sogar dem Erfolg bestimmter Behandlungsansätze verbunden sind. WissenschaftlerInnen haben z. B. anhand von Spielen und Aufgaben herausgefunden, dass Menschen mit Zwängen oft starke Unsicherheit und mangelndes Vertrauen in Bezug auf ihr Denken und Handeln verspüren. Diese Erkenntnisse decken sich mit typischen Zwangssymptomen, wie Unentschlossenheit und stetig wiederholtes Überprüfen.
Wenn du Interesse hast, zur Forschung beizutragen, ein Spiel zu spielen oder einen Fragebogen auszufüllen, lade einfach die App unseres Labors, Brain Explorer, herunter. Jeder kann mitmachen.
Die Erforschung des Gehirns
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben NeurowissenschaftlerInnen unterschiedliche Methoden entwickelt, um Einblick in die Funktionsweise des Gehirns zu gewinnen. Meistens werden dazu große Hirnscanner eingesetzt, wie bei der Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie genannt), Magnetoenzephalographie (MEG) oder Elektroenzephalographie (EEG). All diese Maschinen arbeiten ohne Strahlung, werden routinemäßig in Krankenhäusern verwendet und sind sehr sicher.

Mithilfe all dieser Methoden können wir nachvollziehen, wann das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet, was es verarbeitet und wie es das tut. Um zu verstehen, wie Informationen im Gehirn verarbeitet werden, bitten WissenschaftlerInnen oft freiwillige Studienteilnehmende, bestimmte Aufgaben auszuführen (wie oben schon erwähnt), während sie sich in einem Scanner befinden. Wir ForscherInnen beobachten, wie Menschen diese Spiele angehen oder auf bestimmte Bilder oder Töne reagieren, und erkennen dadurch, welche Hirnregionen bei Menschen mit der ohne Zwängen auf unterschiedliche Weise aktiviert werden. Dies ermöglicht es uns, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, wann Informationen unterschiedlich verarbeitet werden und wie dies zu abweichenden Wahrnehmungen und Handlungen führen kann. So können wir beispielsweise Netzwerke im Gehirn betrachten, die an der Verarbeitung von Unsicherheit beteiligt sind, und testen, ob diese Netzwerke bei Menschen mit und ohne Zwangsstörungen unterschiedlich aktiv sind. Hierbei ergeben sich auch potenzielle Ansatzpunkte für neue Behandlungsmethoden.
Kurz zusammengefasst: Mithilfe diverser Methoden untersuchen WissenschaftlerInnen, was im Gehirn von Menschen mit Zwangsstörungen anders ist und wie Behandlungen und Therapien dies beeinflussen könnten. Das wird in Zukunft hoffentlich zu besseren Behandlungsmöglichkeiten führen. Mehr zu verschiedenen Behandlungsansätzen und ihrer Wirkungsweise im Gehirn erfährst du im nächsten Abschnitt.